Der Hungerstoffwechsel – Wie gefährlich er wirklich ist

Jeder kennt das allgemein verbreitete Klischee über den Gewichtsverlust durch Hungern. Durch exzessive Diätprogramme, Sport und minimaler Nahrungsaufnahme versprechen sich Abnehm-Wütige die größten Erfolge.

Jedem ist auch klar, dass es nicht gut für den Körper ist, wenn der Magen knurrt und der Mund austrocknet. Trotzdem nehmen viele Menschen noch heute an, dass das Abnehmen durch Hungern am effektivsten ist, ohne über die Risiken aufgeklärt zu werden.
Um genau zu sein, sind diese Menschen sogar krank und das freiwillig!

Was definiert den Hungerstoffwechsel?

Wechselt der normale Stoffwechsel durch mangelnde Zuführung von Nahrung und Flüssigkeit in einen Notfallmodus, nennt man diesen den Hungerstoffwechsel. Dies ist der Alarmplan des Körpers um lebenswichtige Funktionen aufrecht zu erhalten und Notzustände zu überstehen.

Dieser Begriff definiert somit den Zustand des Körpers, wenn zu wenige Nährstoffe zugeführt werden, um den eigenen Energiebedarf zu decken.

Auch wenn keine oder wenig Nahrung zugeführt wird, muss der Körper seinen Energiebedarf decken und bewerkstelligt dies durch den sogenannten Katabolismus (katabol= den Abbau betreffend). Hierbei muss der Körper auf lebensnotwendige Energiereserven zurückgreifen.

Als Hungeradaption bezeichnet man den Zustand, in dem sich der Körper bereits mit der geringeren Nahrungsaufnahme abgefunden hat. Der Grundumsatz wird dauerhaft auf eine Minimum gesenkt.

Was passiert mit dem Körper während des Hungerstoffwechsel?

Tritt ein Zustand ein, in dem nur noch ein Hungerstoffwechsel möglich ist, beginnen schon nach wenigen Tagen die Kräfte zu schwinden. Vor allem während Fastenkuren, Diäten oder krankheitsbedingtem Verzicht auf Nahrung tritt ein kataboler Zustand im Körper auf.

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Nach ungefähr acht bis zehn Tagen wird der Grundumsatz auf das Nötigste gesenkt und der Stoffwechsel verlangsamt sich, um nur so viel Energie wie nötig zu verbrauchen.

Meist tritt der Hungerstoffwechsel bei einer Kalorienzufuhr unter 1000kcal bei Frauen und unter 1200kcal bei Männern auf. Natürlich schwanken diese Angaben, da jeder Mensch einen eigens definierten Grundumsatz hat. Je nach Lebenseinstellung und Fitness ist dieser bei manchen Menschen ohnehin höher.

Nach und nach werden Energievorräte angegriffen und Substanz abgebaut. In der Regel zuerst die Kohlenhydrate, Fette und zuletzt werden sogar Proteine, auch direkt in Form von Muskeln, abgebaut.

Zusätzlich kann durch unorganisierten Verzicht auf Nahrung ein Mangel an essentiellen Aminosäuren, Lipiden, Vitaminen und Spurenelementen auftreten. Dies kann zu weiteren körperlichen Beeinträchtigungen führen und Organe angreifen.

Bei Tieren tritt während des Winterschlafes ein Zustand ähnlich des Hungerstoffwechsels auf. Jedoch ist dieser Zustand gezielt herbeigeführt und sorgfältig durch Fettdepots abgesichert.

Beim Menschen ist dies meist ungeplant und es sinken Herzfrequenz, der Blutdruck und in sogar die Körpertemperatur, obwohl es in der Umgebung warm genug ist. Diese Maßnahmen dienen dazu, so wenig Energie wie möglich zu verbrauchen.

Die Nebenniere schüttet beim Menschen während des Hungerstoffwechsels das Stresshormon Adrenalin aus, was sich auf die Dauer negativ auf die Stimmung und den Energiehaushalt auswirkt. Dies kann sogar schwere Depressionen auslösen.

Wieso schadet der Hungerstoffwechsel dem Körper?

Normalerweise werden bei einem gesunden Stoffwechsel ca. 150g Körperfett täglich abgebaut, um Muskeln, Herz und Nieren mit genügend Energie zu versorgen. Ist dies nicht mehr gewährleistet, kann es zu den unterschiedlichsten negativen Nebeneffekten kommen.

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Durch eine Veränderung im Säure-Basen-Haushalt kann es zu einer metabolischen Azidose, also einer Übersäuerung des Blutes, kommen. Dies hat zur Folge, dass verschiedene Begleiterscheinungen wie Diarrhö, dauerhafter Hungerzustand oder Niereninsuffizienz auftreten können.

Da der Körper sich durch den Hungerstoffwechsel selbst verzehrt, baut er wertvolles Fettgewebe ab, welches Organe, wie zum Beispiel die Leber, schützt. Dies ist jedoch notwendig, um die Funktion lebenswichtiger Organe, wie Gehirn und Herz aufrechterhalten zu können

Wie erkennt man den Hungerstoffwechsel?

Am Beginn von Kuren und Diäten fühl man sich meist hervorragend. Man nimmt ab und fühlt sich leicht. Glückshormone machen sich durch erste Abnehmerfolge im Körper breit und lassen den bereits einsetzenden Hungerstoffwechsel in den Hintergrund treten.

Nach und nach folgen Veränderungen im Gemütszustand. Müdigkeit, Probleme mit der Aufmerksamkeit und schlechte Laune. Dies sind bereits die ersten Anzeichen, die nicht aus unbefriedigten Nahrungsgelüsten resultieren.

Gefährlich wird es, wenn die ersten körperlichen Symptome auftauchen. Ständiges Kältegefühl, Schlafprobleme und kalte Extremitäten sind die Folge des Hungerstoffwechsel.
Nach und nach folgen sogar optische Auffälligkeiten wie brüchige Nägel, stumpfes Haar, ein eingefallenes Gesicht und Muskelschwund.

Für wen ist der Hungerstoffwechsel besonders gefährlich?

Besonders bedenklich ist dieser Zustand bei Frauen und Kindern.
Frauen berichten von gestörten Menstruationszyklen, Verlust der Libido und Problemen während der Schwangerschaft.

Babys im Mutterleib leiden ebenso unter der mangelnden Versorgung. Im schlimmsten Fall kommt es zur Frühgeburt oder sogar zum Tod. Bei Kindern hemmt eine mangelnde Versorgung mit Nährstoffen die körperliche und geistige Entwicklung.

Wie kann man dem Hungerstoffwechsel entgegenwirken?

Um sich wieder aus dem Kreisel des Hungerstoffwechsel zu befreien, muss man nach und nach den Grundumsatz steigern. Tut man dies zu schnell, tritt der sogenannte Jojo-Effekt auf und man nimmt unkontrolliert zu.

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Durch den Hungerstoffwechsel werden Muskeln abgebaut, wodurch nach dem Gewichtsverlust der Grundumsatz aufgrund der geringeren Verbrennung niedriger ist als zuvor. Verfällt man also nach einer Diät in alte Essgewohnheiten, ist eine Gewichtszunahme vorprogrammiert. Der Körper lagert Fett noch schneller ein, da er durch den Hunger davor, für schlechte Zeiten vorsorgen möchte.

Die abgebauten Muskeln fehlen also bei der Verbrennung von Kalorien. Somit wird selten ein Hungerstoffwechsel ohne eine Gewichtszunahme beendet.

Viele Diäten verzichten nicht komplett auf die Nahrungsaufnahme, sondern ersetzen die normale Nahrungsaufnahme durch bestimmte Nahrungsergänzungen. Diese enthalten meist sehr viel Eiweiss um zu verhindern, dass der Körper zu wenig Energie für die Verbrennung bekommt.

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Robert Milan

Seit 2005 beschäftige ich mich intensiv mit den Themen aus dem Gesundheitsbereich wie z.B. diatetische Ernährung und Bluthochdruck. Sie finden Publikationen von mir im Internet oder als Ratgeber Ebook bei Amazon.
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